Geschichte der "Daadetalbahn" Betzdorf (Sieg) – Daaden

Geschichtlicher Überblick

Mit der Eröffnung der Deutz-Gießener Bahn im Jahr 1862 gerieten die Industriebetriebe im Daadetal ins Hintertreffen. Die zunächst angedachte Weiterführung der Strecke Finnentrop – Olpe – Rothemühle via Daadetal nach Hadamar erwies sich jedoch nicht als umsetzbar. Die offizielle Genehmigung für maßgeblich von Industriellen mitfinanzierte Daadetalbahn wurde 1883 ausgesprochen und im gleichen Jahr bereits der Abschnitt Grünebach – Biersdorf für den Güterverkehr freigegeben. Zwei Jahre später erfolgte die Eröffnung Betzdorf – Biersdorf für den Personenverkehr, 1886 für die komplette Relation Betzdorf – Daaden. Die Anfang des 20. Jahrhunderts forcierten Planungen für eine Weiterführung bis Fehl-Ritzhausen wurden mit Beginn des Ersten Weltkrieges eingestellt und nicht wieder aufgenommen. Aus der Zeit kurz vor dem Zweiten Weltkrieg stammen Planungen einer Anbindung an die Strecke der Westerwaldbahn über den Neubau Nauroth – Daaden. Auch diese Initiative starb mit den einsetzenden Kriegshandlungen.

Personen- und Güterverkehr

In den Betriebsjahren bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verkehr auf der Daadetalbahn maßgeblich durch die angesiedelte Industrie bestimmt. In den 1950er Jahren kam es kurzzeitig zu einer Ausweitung des Personenverkehres, ehe die Stilllegung der Industriebetriebe und eine zunehmende Verbreitung privater Kfz für massive Einbrüche sorgte. Bereits Mitte der 1970er Jahre begann die Wochenendruhe am Samstag Nachmittag, ab 1980 endete die Bedienung an Werktagen bereits um 14:30 Uhr.

Auch im Güterverkehr geht es bergab. Anfang 1987 endete mit der Einstellung der Basaltverladung im Bahnhof Schutzbach der Güterverkehr auf der Daadetalbahn.

Als Konsequenz der stark gesunkenen Verkehrsleistung und der desaströsen Kostendeckung von nur noch wenigen % beantragte die Deutsche Bundesbahn am 20. September 1991 die Gesamtstilllegung der Strecke. Der vorausschauenden Initiative des Landes Rheinland-Pfalz ist es zu verdanken, dass umgehend Gespräche zur Regionalisieung der Strecke aufgenommen wurden. In langwierigen Verhandlungen konnte erzielt werden, dass sich die Gebietskörperschaften für einen Weiterbetrieb finanziell einsetzten. Einzig die Stadt Betzdorf erachtete das finanzielle Wagnis als zu groß. Der Kreistag Altenkirchen rettete die Situation jedoch und sagte zu, das entstandene Rest-Defizit über die kreiseigene Westerwaldbahn (WEBA) übernehmen zu lassen.

 

Überraschend sperrte die DB die Daadener Strecke am 4. Oktober 1993 und richtete SEV ein. Mit Gründung der DB AG am 1. Januar 1994 veränderten sich die Spielregeln erneut und noch im Januar 1994 wurde durch die DB ein modifizierter Vertragsentwurf vorgelegt. Nach entsprechenden Kreistagsbeschlüssen unterzeichnete der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister am 31. Mai 1994 den Vertrag zur Regionalisierung der Strecke. Die Wiederaufnahme des SPNV sollte nach Oberbausanierung nun im Januar 1995 erfolgen. Die entstehenden Kosten für Sanierung und die Beschaffung eines Triebwagens wurden durch DB und Land getragen, das jährliche Defizit teilen sich Kreis Altenkirchen, die Verbandsgemeinde Daaden sowie die WEBA.

Vom 08. bis 28. Oktober 1994 fanden erste Sanierungsarbeiten statt, die WEBA konnte am 2. November 1994 - also einige Monate vor Plan - mit dem von der DB inklusive Personal angemieteten 628/928 500 den Betrieb wieder aufnehmen. Erst am 28. Mai 1995 erwarb die WEBA dann den Triebzug 628/928 677 von der DB, der bis Dezember 2015 das Stammfahrzeug der Daadetalbahn war. Um den Schülerverkehr bewältigen zu können, wurde dieser anfangs mit einem angemieteten 798 verstärkt, bis der umgebaute Gmeinder-Triebwagen VT24 verfügbar war. In den folgenden Jahren wurden alle Haltepunkte weiter aufgewertet und ein Taktverkehr eingeführt. Die Strecke Betzdorf – Daaden ist dank guter Fahrgastzahlen im Bestand heute nicht mehr gefährdet und eines der Erfolgsprojekte der Regionalisierung.

Im Jahresfahrplan 2007 wurde die "Rüttelplatte" genannte Gmeinder-Triebwagenkombi aus VT 24 und VS 23 zusammen mit dem WEBA-629/928 an W(Sa)-Schultagen wie folgt eingesetzt:
Dab 79005 Betzdorf (Sieg) 06:36 – Daaden 06:54
Dab 79006 Daaden 07:00 – Betzdorf (Sieg) 07:20
Dab 79021 Betzdorf (Sieg) 12:36 – Daaden 12:54
Dab 79022 Daaden 13:02 – Betzdorf (Sieg) 13:21
Dab 79027 Betzdorf (Sieg) 13:46 – Daaden 14:05
Dab 79028 Daaden 14:09 – Betzdorf (Sieg) 14:25

Zwischenzeitlich wurde das Altbaufahrzeug durch eine zweite, von der Hessischen Landesbahn GmbH HLB beschafften 628/928-Garnitur abgelöst. Gemäß dem neuen, von Dezember 2015 bis Dezember 2029 geltenden Verkehrsvetrag für die Strecke sind die beiden 628/928 durch zwei modernisierte GTW 2/6 zu ersetzen. Das erste Fahrzeug, das zuvor auf der Hellertalbahn Verwendung fand, traf Anfang Dezember 2015 auf der Bindweide ein.