Geschichte der "Kerkerbachbahn" Kerkerbach – Mengerskirchen

Die "Kerkerbachbahn" verband ursprünglich Dehrn mit Mengerskirchen und wurde von 1896 bis 1975 durch die Kerkerbachbahn Aktien-Gesellschaft betrieben. Diese Gesellschaft war am 12.05.1884 von zehn Privatpersonen - mehrheitlich niederländischer Herkunft - in Limburg gegründet worden. Der Sitz wurde 1887 nach Christianshütte und 1906 nach Kerkerbach im Oberlahnkreis verlegt. Gesellschaftszweck war der „Bau und Betrieb einer schmalspurigen Nebenbahn zur Beförderung von Personen und Gütern zwischen Heckholzhausen und Dehrn mit Anschluss an die Preußische Staatsbahn in Kerkerbach“. Die Kleinbahn sollte vor allem Erz, Kalkstein, Marmor, Basalt und Ton zum Hafen Steeden an der Lahn und zum Staatsbahnhof Kerkerbach an der Lahntalbahn transportieren.

Bau und Inbetriebnahme

Zwischen Kerkerbach und Dehrn wurde am 01.05.1886 auf einem ca. vier km langen Dreischienengleis der Güterverkehr aufgenommen. Zusammen mit der Weiterführung bis Heckholzhausen erfolgte am 01.06.1888 die Aufnahme des Personenverkehres. Güterverkehr wurde schon am 05.11.1887 bis Eschenau und am 10.01.1888 bis Heckholzhausen durchgeführt. Lokschuppen und Betriebswerkstatt wurden übrigens in Christianshütte errichtet.

Erst rund zehn Jahre später erfolgte der Weiterbau sowie die Inbetriebnahme bis Mengerskirchen, der jedoch aufgrund der Wirtschaftskrise und der steigungs- und kurvenreiche Trassierung ein wirtschaftlicher Fehlschlag für den Betreiber wurde. Der Abschnitt Hintermeilingen - Mengerskirchen wurde 1920 an die AG Eiserfelder Steinwerke veräußert, die ihn als Hintermeilingen-Mengerskirchener Anschlussbahn GmbH bis 1935 betrieb.

Temporär wurden zumdem einige Anschlussbahnen für den Güterverkehr betrieben. Belegt ist eine solche von 1937 bis 1939 zum Bau der Autobahnbrücke der A 3 über die Lahn bei Dietkirchen.

Unbedeutender Personenverkehr

Die Kerkerbachbahn konnte im Personenverkehr nie größere Bedeutung erlangen und so wurde schon 1929 die Bedienung von der Strecke Kerkerbach – Dehrn eingestellt. Zuvor waren dort nur zwei bis drei Zugpaare pro Tag verkehrt. Zwischen Kerkerbach und Hintermeilingen verblieb aufgrund fehlender anderer Transportmöglichkeiten noch ein bescheidener Betrieb bis 1958. Ein verbliebenes Zugpaar von Kerkerbach bis Schupbach hielt sich noch zwei Jahre länger.

 

Güterverkehr

Alle vorhandenen Schmalspurgleise wurden in den 1960er Jahren abgebrochen, nachdem am 17.12.1960 der restiche Güterverkehr eingestellt worden war. Für ein Weiterbestehen von Gleisen im Kerkerbachtal sorgte die Abfuhr von Kalkstein aus einem Bruch in Steeden nach Kerkerbach und weiter zur BASF nach Ludwigshafen.

Übernahme durch die DB und Reaktivierung

Zum 01.01.1975 übernahm die Deutsche Bundesbahn (DB) den Restbetrieb von der Betreibergesellschaft, die somit den gesamten Verkehrsbetrieb aufgab und sich nachfolgend mit neuen Aktionären im Immobiliengeschäft versuchte. Allerdings vergeblich, denn genau 100 Jahre nach Gesellschaftsgründung musste man am 12.09.1984 Konkurs anmelden.

Die noch vorhandene Gleisinfrastruktur ging zwischenzeitlich auf die DB Netz AG über, wird jedoch seit 2000 nicht mehr genutzt. Aufgrund der anstehenden Stilllegung des Kalkwerkes Stromberg im Hunsrück beschloss die Schaefer Kalk GmbH & Co. KG eine Erweiterung des Steedener Kalkwerkes, um auch zukünftig die Belieferung der BASF in Ludwigshafen sicherzustellen. Im September 2008 begannen die Gleisbauarbeiten zur Reaktivierung der bestehenden Trasse von Kerkerbach bis Dehrn, am 03.11.2009 wurde eine erste Probebefahrung durch die BASF vorgenommen. Die Wiederaufnahme des Regelverkehrs erfolgte am 24.06.2010.

Nach dem Abbau der Gleise zwischen Kerkerbach und Mengerskirchen wurde auf Teilstücken der Trasse ein Radweg erreichtet.