Entwicklung der Tontransporte aus dem Westerwald

Steigende Transportmenge

Ab Mitte der siebziger Jahre wurden zunehmend Tontransporte Richtung Italien vom LKW auf die Bahn verlagert. Mit der Sanierung bestehender und dem Bau neuer Rampen verbesserten sich die Umschlagmöglichkeiten und der Verkehr wurde in den Folgejahren erheblich ausgeweitet. Die Deutsche Bundesbahn beschaffte für diese Transporte ab 1966 insgesamt fast 2.500 vierachsige Schwenkdachwagen mit einem Ladevolumen 57,5 t.

Ab 1997 konnte die Produktivität durch die Entwicklung und Beschaffung von mehreren hundert neuen Rolldachwagen gesteigert werden, die mit bis zu 69 t Ton beladen werden können und heute hauptsächlich im Italien-Verkehr im Einsatz sind.

Zwischen Montabaur und Goldhausen war am 14.09.2004 eine 225-Doppeltraktion eingesetzt. Foto: Holger Schäfer

Das Exportvolumen nach Italien erreichte Spitzenwerte von bis zu 1,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Inzwischen hat sich dieses Volumen erheblich reduziert. Als Konkurrenz sind ergiebige Tonvorkommen aus Sachsen und vor allem die starke Konkurrenz aus der Ukraine hinzugekommen. Auf dem Seeweg von Odessa nach Ravenna exportiert die Ukraine inzwischen über eine Million Tonnen Ton nach Italien. Dennoch wird man auch zukünftig nicht auf Westerwälder Ton verzichten können, da er als Zuschlag notwendig ist, um eine maschinelle Verarbeitung zu ermöglichen.

Die neue Route ab 1994

Zum 01.08.1994 wurden die Tontransporte der DB neu geordnet. Bitte fahren Sie mit Ihrer Maus über die Systemgrafik. Zu der Umstellung siehe auch das Kapitel "Die neue Abfuhrstrecke".

Hohe Zuggewichte fordern die Strecke außergewöhnlich stark, so dass in regelmäßigen Abständen eine Überarbeitung des Oberbaus nötig wird, die meist während der durch die Betriebsferien der tonverarbeitenden Betriebe in Italien bedingten umfangreichen Ausfälle im Sommer durchgeführt werden. Nach der grundlegenden Sanierung der Westerwaldquerbahn nach Wallmerod im August 1993 nahm man sich in den Folgejahren die Abschnitte bis Limburg vor:
- Sommer 1997: Steinefrenz – Niedererbach,
- Sommer 1998: Niedererbach – Staffel,
- September und Oktober 2003: Staffel – Limburg (Lahn).

 

Veränderungen beim DB-Lokeinsatz

Personaleinsparungen erzielte man 1997 durch den Übergang der Leistungen der BR 212 auf die funkferngesteuerten Loks der Baureihe 294 (Bh Frankfurt/M 2), welche schwerpunktmäßig nachfolgend die Güterzüge auf der Westerwaldquerbahn im Einmannbetrieb beförderten.

Die letzten Planleistungen der BR 212 im Bereich Siershahn entfielen im September 1999, seit 2003 waren bzw. sind die eingesetzten Loks der BR 225 und 294 in Mainz-Bischofsheim beheimatet.

Auf dem 2003 renovierten Abschnitt Staffel - Limburg blubbert am 13.09.2004 eine 294 mit angehängtem Leerzug Richtung Montabaur. Foto: Holger Schäfer

Im Dezember 2002 endete der Einsatz der BR 216 im Tonverkehr, seitdem waren drei Loks der BR 225 in Limburg stationiert. Neu abgelieferte Mittelführerstandsloks des Typs Voith Gravita 10 BB (DB Baureihe 261) übernahmen ab 2011 die Traktion, wurden aber 2019 teilweise durch EMD JT42CWRM ("class 77") substituiert.

DB-Partnerbahnen im Ausland

           

Die Beförderung der Tonzüge teilten sich über lange Jahre mehrere Bahngesellschaften. Zu Zeiten der Deutschen Bundesbahn (DB) erfolgten die Transporte im Verbund der damaligen Staatsbahnen DB, SBB (CH) und FS (I). Mit der einsetzenden Liberalisierung ergaben sich Veränderungen in den Strukturen.

Deutscher Ton auf dem Weg nach Italien. Foto: Marco Stellini

Fortan wurde in der Schweiz ab Basel auf die BLS Cargo AG sowie ab Domodossola auf die DB Cargo Italia S.r.l. (früher: Nordcargo S.r.l. (NC) bzw. Ferrovie Nord Cargo S.r.l. (FNC)) als Partner gesetzt. Zeitweise beteiligte sich die DB auch an der BLS Cargo bzw. ist aktuell 60 %-Gesellschafter der DB Cargo Italia neben der italienischen FNM-Gruppe.

Die "letzte Meile" zwischen Reggio Emilia und dem Entladezentum in Dinazzano übernehmen seit den 1980er Jahren kommunale Eisenbahnen. Dies war zunächst die ACT Azienda Consorziale Trasporti di Reggio Emilia, die ihren Bahnbetrieb zum 01.01.2009 an die Ferrovie Emilia Romagna S.r.l. (FER) abgegeben hat. Im Rahmen einer Trennung von Infrastruktur und Betrieb entfallen seit 01.02.2012 die Gleisanlagen auf die FER und der Fahrbetrieb auf die neu gegründete TPER S.p.A. (Trasporto Passeggeri Emilia-Romagna). Der TPER-Güterverkehr wiederum wurde im Juli 2012 auf die mehrheitliche Tochter Dinazzano Po S.p.A. (DP) übertragen.