Neigetechnikeinsatz auf der "Lahntalbahn" Koblenz – Wetzlar

Problemfall Neigetechnik

Zur Verkürzung der Fahrtzeit auf der Lahntalbahn wurde in den 1990er Jahren der Einsatz von Neigetechnik-Zügen beschlossen. Eine erste Präsentationsfahrt erfolgte am 11.09.1993 mit geladenen Gästen, zum Einsatz kam ein Triebzug der BR 610.

Die ab 1996 durch die DB beschafften und in Kaiserslautern stationierten Triebzüge der BR 611 erwiesen sich jedoch als störanfällig. Der zunächst für September 1997 angedachte Start musste zudem in den Winter verschoben werden, da die Anpassungen an der Gleisinfrastruktur nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnten. Der Planbetrieb der Neigetechnikfahrzeuge an der Lahn startete am 15. Dezember 1997, musste aber nach wenigen Monaten wegen technischen Problemen wieder abgebrochen werden. Als Ersatz kamen lokbespannte Züge mit der BR 216 an beiden Zugenden zum Einsatz. Die Doppelbespannung sollte helfen, die Verspätung zu reduzieren und die kurzen Wendezeiten an den Wendebahnhöfen einzuhalten.

Nach einer Rollkur kehrten die Triebzüge am 16. Oktober 1998 an die Lahn zurück, mussten aber im Februar 2000 erneut aus dem Plandienst genommen werden. Ende 2000 ersetzte man die 611er auf Veranlassung des Landes Rheinland-Pfalz durch modernere Fahrzeuge der BR 612. Nach einer erneuten Rollkur erfolgte ein Rücktausch der 611er zum kleinen Fahrplanwechsel am 30. September 2001. Nachdem DB Regio AG bereits bundesweit bei den 612ern aufgrund einer festgestellten Unregelmäßigkeit vorsorglich die Neigetechnik abgeschaltet hatte, fuhren seit 15.02.2002 auch die in Rheinland-Pfalz verkehrenden Fahrzeuge des Vorgängermodells BR 611 bis auf weiteres ohne Neigetechnik. Dadurch kam es auch auf der Lahntalbahn zu Verspätungen im Bereich von ca. zehn Minuten. Ende Februar wurde diese Beschränkung hingegen wieder aufgehoben, alle Triebwagen verkehrten seitdem wieder "bogenschnell".

 

Mit der Wiederaufnahme der Auslieferung von Garnituren der BR 612 an den Bh Kaiserslautern wurden am 27.03.2002 zwei Einheiten nach Koblenz überführt und am darauf folgenden Tag in den Planumlauf eingeschert. Beide Fahrzeuge verkehrten mit aktiver Neigetechnik. Aufgrund von auftretenden Störungen wurden die Fahrzeuge jedoch bereits am 09.04.2002 wieder kurzzeitig aus dem Plan genommen und bis ca. Mitte Mai 2002 durch 611er ersetzt.

Im August 2004 wurde die Neigetechnik nach einem festgestellten Achsanriß erneut ausgeschaltet, mit der Verlängerung der Fahrtzeiten zum Fahrplanwechsel im Dezember 2004 wurde ein drittes Fahrzeug benötigt. Aufgrund von Fahrzeugmangel in Kaiserslautern wurde der Umlaufplan nachfolgend mit zwei BR 612 sowie einer BR 643 bestückt.

Seit Dezember 2008 verkehrt man nun erneut "bogenschnell", die Fahrtzeit zwischen Limburg (Lahn) und Gießen verkürzte sich mit der Umstellung um ca. elf Minuten.

Nach dem Auftreten von Funktionsstörungen im Neigetechnik-Antrieb fuhren die Baureihen 611 und 612 seit dem 21.10.2009 mit abgeschalteter Neigetechnik.

Nachdem im Dezember 2010 bundesweit erst rund 55 von 190 Triebwagen der Baureihe 612 neue Antriebsspindeln erhalten hatten, war es umso überraschender, dass seit dem 12.12.2010 die RE zwischen Koblenz und Gießen wieder mit aktiver Neigetechnik im Einsatz sind und die Halte in Eschhofen wieder eingerichtet wurden.